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Tötet die Pop Ups

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Gemütlicher Sonntagnachmittag, man knotzt* fein am Sofa rum, liest ein bisschen quer – Bücher, Web, Zeitung, Smartphone … sieht einen interessanten Link, klickt drauf und bekommt Mordgelüste.

Ein POP UP springt einem entgegen

Am Smartphone.
Füllt den kompletten Bildschirm aus, lässt sich nicht verschieben, das rettende X ist unerreichbar.

Man versucht die üblichen Erste-Hilfe-Tricks

Bildschirm in den Landscape-Modus (quer drehen), leicht Doppeltippen (nuuuur leicht, sonst geht das vermaledeite Ding seiner Funktion nach und öffnet irgendeine, schon im Vorfeld verhasste, Unterseite), versuchen das Ding irgendwie zu schrumpfen … schlussendlich wird die Szenerie kleiner und dann heisst es Fingerspitzengefühl herzaubern und das stecknadelknopfgroße X zum WEGKLICKEN zu treffen. Da wird man schon etwas unentspannt.

Mit Glück bekommt man es das PopUp weg und verflucht einmal mehr Seiteninhaber, Webentwickler, Marketingwunderwuzzi.
Mit weniger Glück muss man die App abdrehen und hoffen, dass es das dann war.

Und es gibt KEINEN Pop Up Blocker für mobile Devices!!!
Wenn wer einen kennt: bitte verraten!
Hallo Entwickler: bitte einen entwickeln!!!

Besonders mühselig ist das bei dem schöneren Facebook namens Paper – das ist die neue Facebook-App, die hübscher, flotter und magaziniger als die normale Facebook-App ist. Zwar nur via amerikanischem App-Store erhältlich und aktuell nur als iOS Version, aber es lohnt sich wirklich.

Außer: Pop Up Fallen.

Da Paper die Wischfingernavigation zur fast absoluten Steuerung erhoben hat, braucht es überaußerordentlich verquere Fingerakrobatik, um aus dem Pup op** Teil wieder rauszukommen. Wischen, swischen, wooshen … mühsam.

Und dann will man töten …

Das Pop Up natürlich.
Andere mörderische Gefühle verhindert die anerzogene Zivilisation. Aber man träumt ein wenig intensiver danach.

Die beste, mobil optimierte Seite ist einen Dreck wert, wenn man seinen Besuchern eines dieser Springauf-Fenster hinfetzt. Spamseiten und ähnliche subversive Sites ausgenommen. Da gehört das zum Standardrepertoire.

Wem seine mobilen Besucher egal sind, der soll bitte auch keine mobil optimierte Version seiner Seite anbieten. Da kennt man sich dann auch aus und ist weniger aufgereizt wenn so etwas passiert. Manche wollen nun mal keine mobilen Nomaden, auch wenn die mittlerweile 40-50% der Besucher ausmachen. Ist ok, ist akzeptiert, wir surfen halt woanders. Kaufen dann auch dort, wir sind ja nicht so und verstehen solch subtile Hinweise.

Aber bei denen, die ihre Webmarketingaufgaben gemacht haben und fleißig Zeit, Geld und Hirnschmalz in responsives oder mobiles Design gesteckt haben, damit auch die Sofa- und Unterwegs-Surfer auf ihren Smartphones und Tablets was Feines zu sehen bekommen, ist ein PopUp eine absolute, unverzeihbare, unsühnbare TODSÜNDE.

Kein Himmel, kein Nektar. Niemals.

In 1.000 Jahren nicht.

Dafür Ambrosia nach Ablaufdatum, Scheiterknien auf glühenden Kohlen und eine Google-Glas-Brille, die einem alle PopUps der Welt unwegklickbar im Dauermodus aufpoppen lässt. Ätsch. Und die Brille ist fix montiert am Kopf.

Pop Ups nerven

Immer, auch wenn man „normal“ surft und die Website ansteuert:

  • Aufforderung zum Newsletter-Abo – als würde man die Zeitung ins Gesicht geklatscht bekommen: HIER.NIMM.SIE.ENDLICH … bevor sie alt und gammlig wird.
  • Werbe-PopUps für Produkte, Kurse, Webinare, Wurschtwasse – als würde man den liegengebliebenen Fisch von Verleihnix am Tablett präsentiert bekommen.
  • „Zum ersten Mal hier? Klick mich!“-Aufforderungen – Motto: Alter, du bist zu blöd es selbst zu schnallen, ich helf dir über die Straße.
  • Folge uns auf Facebook! Klickerfenster – das ultimative Betteln um Social Love …

Usw. usf.

Sie sind nie willkommen, nirgends, nie nie nie und werden es niemals sein.

Abgesehen von ihrer Nervigkeit sind sie auch absolut nicht barrierefrei und zerstören zart beginnende Kommunikationsbeziehungen.

Für derartige Infos gibt es Sidebars, Buttons, Hinweise im Text, davor oder darunter und wer es unbedingt lauter haben will, soll die Banner im Header nutzen. Das kann man mit Stil und Style machen, das fällt unter Infodesign.

Wir sind mündige Wesen – zumindest sehen wir uns so, wenn wir eine Tastatur oder einen Bildschirm vor uns haben, und wollen so respektiert werden. Auch am Smartphone und Tablet möchten wir die Kontrolle haben. Wer hier dazwischen popupt untergräbt das selbstbestimmte Handeln unser, nimmt uns die Steuerung aus der Hand, lächelt doofdreist und hat sichtlich niemals selbst seine Seite via mobile Device besucht.

Böser Fehler, ganz böser Fehler!

Das sollte und muss man immer, auch wenn man sonst kein mobiler Surfer ist. Jeder Websiteinhaber sollte seine Domain kennen (ich kenne noch immer genug, die nicht wissen, wie ihre Website heißt …), wissen wie sie aussieht und was darauf steht (auch da kenn ich viele, die aber immer weniger werden …) UND sich zumindest nach Fertigstellung des Ganzen das Prachtstück am Handy und/oder Tablet zeigen lassen. Das kann man sogar am großen Bildschirm nachholen, es gibt mittlerweile Testprogramme online.

Pop Ups zu installieren, weil man glaubt, man muss nun irgendwas oder -wen pushen, ist nicht nur out. Das war schon verhasst, als man sie entdeckt hat und erstmals eingesetzt hat.

Ja, zu Beginn waren wir alle mal euphorisch. Aber das ist ja das Schöne im Leben: man lernt dazu und irgendwann sickert es – auch bei den vermaledeiten Hop-Aufs.: Nicht alles, was technisch machbar ist, macht auch Sinn. Mittlerweile sind wir älter, weiser, haben unsere Fehler eingesehen und hassen die Dinger.

Ja, mag sein, dass manche die Interaktionsrate (kurzfristig) hochpushen … aber schon mal überlegt, wieviele karmische Miespunkte man beim Rest seiner Besucher damit einsammelt? Wieviel man damit auf Dauer vergrämt? Das sind Löcher in der Aura, die gehen in Ewigkeiten nicht mehr weg. Machen böse Flecken am Gesamtimage und stinken richtig.

Darum und für den Weltfrieden:

Tötet die Pop Ups.

Endlich und ein für alle mal.
Alle. Ausnahmslos.

Kennt keine Gnade, kein Pardon, macht keine Gefangenen.
Sie werden nicht leiden, also habt kein Mitleid, es ist eine Erlösung. Löscht sie und kübelt auch gleich den Papierkorb aus. Vergesst wie man sie einrichtet, kappt alle Verbindungen, löscht alle entsprechenden Plugins und Stildefinition.

Entfernt das Wissen, wie man sie erstellt und wenn wer das Wort erwähnt, die Idee dazu einbringt … sagt einfach Nein. Das „Nein“, mit dem gewissen, endgültigen Unterton, der keinerlei Diskussionen mehr zulässt.

Die Welt, das WWW und überhaupt das Universum werden ein besserer Ort sein, wenn man endlich, ohne online angesprungen zu werden, durch die virtuelle Unendlichkeit surfen kann.

*For non-Austrian, german speaking readers: „Knotzen“ ist die gemütlichere Form des Abhängens, kommt sehr nahe ans Chillen heran und wird in sehr eigener, superelastobequemer Knotzbekleidung ausgeführt, die so heilig ist, dass man sie niemals anderen zeigt, sondern nur im Geheimen trägt.

**Dieser Schreibfehler ist gewollt.

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Bild via Pixabay

Der Beitrag [Tötet die Pop Ups] erschien als erstes auf midesign.at


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